Projektbeschreibung/Selbstverständnis

Auszüge aus dem letztjährigen “offiziellen” Jahresabschlussbericht

1. Hintergrund

Das Projekt „Real-Labor – ressourcenschonendes Leben“ ist aus  dem Wunsch einer nachhaltigen Lebensweise innerhalb einer Großstadt entstanden. Die beteiligten Projektmitarbeiter*Innen suchen, erforschen und erproben Lebensweisen, die auf den Prinzipien der Solidarität, der Nachhaltigkeit und der Naturerhaltung basieren.
Das Projekt erprobt diese Lebensweise auf dem Grundstück am Uferweg 69 in Gießen. Der Garten befand sich in einem Zustand, der sich hinsichtlich der Umsetzung der unten genannten Ziele bestens eignet. Der Garten war seit mindestens 20 Jahren unbewohnt, bestand aus 500qm Brombeeren, wurde teilweise als Mülldeponie umgrenzender Gärten benutzt, und war für die
Allgemeinheit nicht zugänglich (Leerstand).
Die Erfüllung der Ziele durch gezielte Maßnahmen sollen der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt versteht sich daher als ein Ort des Experimentierens und Lernens.

2. Ziele

Das Projekt definiert sich über seine Ziele und die Art des Zusammenlebens zur Erreichung dieser.
• Ressourcenschonendes Leben
• Selbsterhaltend und geldarm leben
• Ökologisch / Biovegan
• Platz für Projekte und Hilfestrukturen schaffen
• Offenheitsprinzip und Bedürfnisorientiertheit praktizieren
• Hierarchiearme Strukturen
• Selbstwirksamkeit fördern
• Ökologische Aufarbeitung des Bodens und Renaturierung der Flächen

3. Maßnahmen

Ressourcenschonend leben:
• Keine neue Nachfrage nach Produkten erzeugen, dabei jedoch auf nachhaltige Werkstoffe zurückgreifen.
• Lebensmittelbeschaffung durch Lebensmittelrettung und Eigenanbau, bzw. Kooperation mit anderen Gärten, Häusern, Äckern und Projekten.
• Wassereinsparung durch Kompostklo, Auffang von Regenwasser, Nutzung von Brunnen
• Solidarische Netzwerke aufbauen, nutzen und einbinden
• Reparatur und Instandsetzung von sämtlichen zum Leben notwendigen Geräten
• Re- und Upcycling von verschieden Gegenständen, Materialien, Geräten, etc.
• Verringerung des individuellen Schadstoffaustoßes durch bspw. Verzicht auf Autos, Nutzung von Fahrrad- und Lastenrädern, Herstellung eigener Fahrradanhänger, Benutzung handbetriebener
Werkzeuge
• Bau Fahrrad-betriebener Geräte wie z.B Mixer, Waschmaschine
• Installierung eines selbstgebauten Wasserfilters aus Kies, Sand und Kohle

Selbsterhaltend und geldarm leben:
• Eigenanbau von Gemüse und Nutzpflanzen
• Reduktion der aufzuwendenen Geldmittel für Nahrungsmittel, Bekleidung, Geräte etc.
• Förderung und Schaffung von Kooperationen zum geldfreien Austausch von Ressourcenz z.B. durch die Nutzung verschiedener Fahrradmateriallager, Förderung der solidarischen Materiallager innerhalb von Wohnungen in Giessen, Kooperationen mit anderen Projekten und Nutzung deren Überflusses
• Unabhängige Hilfestrukturen zur Unterstützung von Menschen in akuten Notsituationen

Ökologisch / Biovegan:
• Keine Verwendung von tierischen Produkten (Anbau, Verzehr, Kleidung, Hygiene, etc.)
• Herstellung von eigenem ökologischen und veganem Dünger
• Herstellung von eigenen ökologischen und veganen Pflanzschutzmitteln
• Nutzung eigener Abfälle zur Kompostierung
• Installation von Solarpanelen zur autarken Stromerzeugung
• Installation eines Regenwassersystems
• Holzverwertung von Restbeständen, die in Schreinereien, Zimmereien etc. anfallen

Platz für Projekte und Hilfestrukturen schaffen:
• Weiterentwicklung des „Gießener Hilfekollektivs“
• Etablierung von Garten- und Bauprojekten, die Menschen aus dem gesamten gesellschaftlichen Spektrum mit einbeziehen
• Treffpunkt für politische Gruppen- und Einzelarbeit
• Schaffung von Strukturen und Safe Spaces für Menschen in Krisensituationen, unter Einbindung schon bestehender Hilfsangebote
• Vernetzungsarbeit

Offenheitsprinzip und Bedürfnisorientiertheit leben:
• Möglichst barrierearmer Zugang zum Gelände und den Strukturen
• Transparenz nach Außen schaffen
• Offenheit im psychosozialen Miteinander durch regelmäßige Treffen, Reflexion und Runden
• Solidarisches Teilen und weitestgehender Verzicht auf Privateigentum
• Einbindung von allen interessierten Menschen → Keine Ausgrenzung, Diskriminierung, Intoleranz, Rassismus, etc.
• Offensive Konfliktbearbeitung

Hierarchiearm:
• Machtverhältnisse erkennen und auflösen
• Aktiv am Gruppenprozess arbeiten
• Vermeidung von Dominanzausbildung
• Reflektion der eigenen Positionen und Rollen
• Selbsterhaltung und Unabhängigkeit von z.B. Fördermitteln
• Offenheit für Einflüsse von außen zur Weiterentwicklung des Projektes
• Abbau von Privilegien

Selbstwirksamkeit:
• Raum schaffen zur Entwicklung/Stärkung der eigenen Kreativität, Fähigkeiten, Wünsche,Bedürfnisse innerhalb der Möglichkeiten des Selbstverständnisse des Projektes

Ökologische Aufarbeitung des Bodens und Renaturierung der Flächen:
• Schaffung von „Wildnisecken“ durch Pflanzung von Sträuchern, Beeren, Bäumen, Wildblumen, etc. und durch Aufschichten von Gestrüpp (sog. „Benjeshecken“)
• Bodenaufarbeitung durch Humusaufbau, Entfernen aller Brombeeren, Pflanzung vonBodendeckern

ein offener Projektgarten in Gießen